[Rezension] Mandel
Eine ergreifende Geschichte darüber, wie Liebe, Freundschaft und der Mut, sich anderen zu öffnen, ein Leben für immer verändern können.
Details:
Mandel
Won-Pyung Sohn
Aufbau Verlag
16,99 € E-Book / 24,00 € Hardcover
15. Oktober 2024
225 Seiten
4 Sterne
Der Überraschungserfolg aus Südkorea!
Der Junge Yunjae ist ein Außenseiter. Eine angeborene Erkrankung macht es ihm schwer, Gefühle wie Angst, Freude oder Wut zu empfinden. Als er von einem Tag auf den anderen auf sich allein gestellt ist, wächst er über sich hinaus, schließt überraschend Freundschaft und weckt Kräfte in sich, die er nie für möglich gehalten hätte …
Eine ergreifende Geschichte darüber, wie Liebe, Freundschaft und der Mut, sich anderen zu öffnen, ein Leben für immer verändern können.
Der Aufbau des Buchs gefällt mir, da die Kapitel nicht zu lang oder kurz sind, sodass man dem leicht folgen kann. Zwischendrin gibt es auch zeitliche Sprünge, dadurch liest es sich eher wie ein Tagebuch zu Beginn.
Yunjaes Charakter und dessen nicht vorhandenen Gefühle waren für mich als Neuling dieser Thematik sehr real dargestellt. Man denkt im ersten Moment das er Dinge einfach trocken raushaut, aber sein innerer Monolog, zeigt wie viel mehr hinter seinen Worten steckt. Er macht sich viele Gedanken, was er wann und wie zu sagen hat, um den Erwartungen der anderen zu genügen. Yunjae war ein Charakter, bei dem ich mich bemüht habe die Dinge aus seiner Perspektive zu sehen, mit dem Versuch mich in ihn hineinzuversetzen.
Einen Protagonisten wie Gon habe ich nicht erwartet, er war so ganz anders als ich vermutet habe. Er wirkte auf mich wie ein junger Mann der von seinen Erlebnissen geplagt ist und sich dabei selbst verloren hat, unsicher darüber ist, wer er sein will. Einiges kann man nicht verstehen und bei anderen Dingen möchte man ihm Halt und Verständnis entgegenbringen. Er ist ein sehr komplexer junger Mann.
Ich habe bisher noch nie ein Buch gelesen mit diesem Thema und war deshalb gespannt auf die Umsetzung, ob es mich als Leserin abholen kann. Die Geschichte zeigt, wie manche Menschen mit dem „Anders sein“ umgehen und auch ihre Reaktion darauf. Als dann Menschen auftauchen und sich nicht abschrecken lassen und gewillt sind es zu versuchen, war ich erleichtert. Ob man die Art und Weise gut findet oder nicht, sollte jeder für sich selbst entscheiden, denn darauf gibt es keine „richtige“ Antwort die für alle gilt. Die Absichten waren jedoch klar zu erkennen. Geschichten die einen zum Nachdenken bringen, lese ich überraschenderweise gerne und auch hier blieb ich mit dem Gedanken zurück: Was versteht man denn unter „Normal sein“? Genau darauf geht die Autorin hier ein und das Nachwort hat mir sehr gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist der zeitliche Aufbau der Kapitel, die mich die Geschichte nicht ganz so flüssig erleben lassen hat. Es lohnt sich, sich auf die Geschichte und dessen Thema einzulassen.