[Rezension] Kim Jiyoung, geboren 1982

[Rezension] Kim Jiyoung, geboren 1982

13. März 2024 Aus Von Grey

Cho Nam-joos minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst.

Details zum Buch:
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho Nam-Joo
Kiepenhauer & Witsch Verlag
9,99 € E-Book / 12,00 € Taschenbuch / 18,00 € Hardcover / 8,99 € Audio-CD

11. Februar 2021
208 Seiten
4 Sterne


Cho Nam-joos minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst.
Kim Jiyoung lebt am Rande der Metropole Seoul. Die Mittdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn sie schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Ihr unglücklicher Ehemann schickt sie zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung, denn ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau – egal, wo auf der Welt – nur allzu bekannt vorkommt.


Es als Autorin zu schaffen nach den ersten Seiten eines Gesellschaftsroman mich schon so neugierig zu machen, habe ich noch nicht oft erlebt. Anfangs war es für mich nicht ganz so leicht dem Schreibstil zu folgen, aber das hat sich nach kurzer Zeit gelegt.


Kim Jiyoung ist ein Mädchen, eine Heranwachsende, eine Erwachsene und Mutter. Sie erlebt Situationen die vielen Frauen bekannt vor kommt. Ich habe mich oft dabei ertappt wie sie mir leid tat. Ihre Schwester war nicht nur für Jiyoung ein Lichtblick, sondern auch für mich, denn so kamen mir beide nicht ganz so alleine vor in allem was sie durchmachen und opfern mussten, nur weil sie zum weiblichen Geschlecht gehören.


Ein weiteres Mal konnte ich durch die Autorin hinter die verschlossenen Türen eines koreanischen Haushalts, mit normalen Menschen, blicken. Im Grossen und Ganzen hat es mir gut gefallen, auch wenn mir an einigen Stellen eine Art Auflösung und Entwicklung gefehlt hat. Ich wollte wissen wie es mit Jiyoung weiterging in ihrem Leben und mit ihrer Famlie. Schlussendlich war mir alles zu offen am Ende. Der Gedanke daran das es noch heute überall auf der Welt Frauen gibt die so etwas erleben müssen, weil sie Frauen sind, finde ich erschreckend und es macht mich auch betroffen.